Ihr sollt keine Götzen machen
Mario Götze wird Dortmund zum Triple und Deutschland zum WM-Titel führen. Trotzdem sollte man nicht zu viel von ihm erwarten.
Die Fußballnation ist im Mario-Götze-Fieber. Sie schwärmt von Götzinho, vom neuen Lionel Messi, vom "Götzlichen".
Und man kann ihr das nach dieser Woche auch nicht verdenken.
Aber es ist an der Zeit, auf die Euphoriebremse zu treten.
Denn nichts wäre verkehrter, als den Hype um diesen tollen jungen Fußballer zu groß werden zu lassen.
Nichts wäre verkehrter, als ihn zu früh mit zu großen Erwartungen zu überfrachten.
Ja, Mario Götze hat ein fabelhaftes Startdebüt in der Nationalmannschaft hingelegt. Und klar, er hat Deutschland zum Sieg über Brasilien geführt.
Und natürlich – man braucht sich hier nicht dumm stellen – werden weitere Erfolgserlebnisse folgen.
Mario Götze wird Borussia Dortmund in dieser Saison zu Meisterschaft, Pokalsieg, Champions League und Weltpokal führen - und zum Weltfußballer des Jahres gekürt werden.
Jetzt schon das Gegenteil vorherzusagen, wäre einfach absolut verfrüht.
Götze wird die deutsche Nationalelf natürlich auch zum Europameister machen – mit sieben Toren und einer Vorlage beim ungefährdeten 8:1-Finalsieg gegen völlig überforderte Spanier.
Wichtiger noch: Er wird alle Nationalmannschaftskollegen dazu bringen, beim Turnier die deutsche Hymne stets mitzusingen – vor, nach und während jedem Länderspiel.
Logische Folge der von Götze ausgelösten Euphorie wird ein neuer, stabiler Wirtschaftsaufschwung sein, die Lösung der Schuldenkrise und ein Ende aller gesellschaftlichen Konflikte in Deutschland.
Den letzten verbliebenen wird Götze eigenhändig beenden: Er schlichtet den verfahrenen Streit zwischen Joachim Löw und Michael Ballack – es gibt doch noch ein Abschiedsspiel, das zur Hälfte oberirdisch und zur Hälfte unterirdisch ausgetragen werden wird.
Ferner wird Götze…
... Deutschland endlich den 32. Champions-League-Startplatz sichern.
… Lothar Matthäus einen Trainerjob in der Bundesliga vermitteln.
… seinen Mitspielern in Dortmund beibringen, wie man ans übernächste Spiel denkt.
… Jens Lehmann vom Ende seiner Nationalelf-Karriere überzeugen.
… durch Auflegen seiner Handinnenflächen tödliche Krankheiten heilen.
… die FDP mittels Wahlempfehlung wieder über die 50-Prozent-Hürde bringen.
… verhindern, dass je wieder ein SPORT1-User-Kommentar mit "An alle Bayern-Hasser" anfängt.
... der Welt ins Gedächtnis rufen, dass Chuck Norris ein mittelprächtiger Actiondarsteller war.
... Sebastian Deisler zu einem erfolgreichen Comeback inspirieren.
Das DFB-Team wird mit Götze selbstverständlich weiter von Erfolg zu Erfolg eilen: 2014 Weltmeister in Brasilien, 2018 Weltmeister in Russland und 2022 Weltmeister im Emirat Götzistan – dem ehemaligen Katar, das er bis dahin von arabischen Investoren aufgekauft, voll demokratisiert und klimatisiert haben wird.
Überreichen wird Götze den Siegerpokal dann übrigens der inzwischen 86 Jahre alte und fest zu einer siebten Amtszeit entschlossene FIFA-Präsident Joseph S. Blatter.
Mario Götze wird das vom heutigen Standpunkt aus vermutlich nicht verhindern können.
Aber wie gesagt: Nichts wäre verkehrter, als ihn zu früh mit zu großen Erwartungen zu überfrachten.
Hab ich gefunden im Netz - köstlich