Aus einem Liveticker zum Spiel:
15:22 Uhr
Zorc und Heldt im Doppelinterview: Ein Anblick, als würden Siegfried und Roy an Karneval als Ernie und Bert gehen.
11.
Hier im Ticker-Studio wurde jetzt schon so oft »Zieh ab!« gerufen wie abends im Schlafzimmer von Werner Lorant, wenn die Gattin die Nikotin-Pflaster entfernen muss.
18.
Chancen über Chancen. Geräusche hier wie im Altersheim, wenn Pfleger Helmut morgens um sechs die Blasenkatheter durchspült: »Nein! Oh! Doch! Uiuiui! Mach ihn doch rein!«
38.
Eigentlich ist mir der Ausgang dieses Spiels ungefähr so wichtig, wie die Parlamentswahlen in Papua-Neuguinea im Jahr 1973. Andererseits. Gewinnt Schalke dieses Spiel noch, ist in diesem Leben wirklich alles möglich. Ein sympathisches RB Leipzig, Boyz aus Köln, die gemeinnützige Arbeit verrichten und vielleicht sogar ein Lächeln im Ticker-Gesicht. Und jetzt alle: »Ein Leben lang, die blinde Hoffnungsmütze an..«
16.19 Uhr
Halbzeit in Dortmund. Der BVB drückt, als erwarte er Achtlinge, und Schalke mauert, hat aber die Steine vergessen. Nur Kevin Prince Boateng ist happy. Mit sich, der Welt und vor allem auch sich. Gibt sich in der Kabine betont entspannt:
55.
Reus nach Sahin-Pass »Ballannahme, Ballannahme«, reift es, frei vor Wellenreuther, der sich einen scheckert, da er weiß, dass kommen kann, was will, die Pille drückt sich hier nicht über die Linie. Und er behält Recht. Nur absurder wird das Auslassen der Chancen von Mal zu Mal. Willkommen zu Newtopia, wo 22 Fußballer aus einem Rasen und zwei Toren ein neues Spiel in die Derby-Geschichte schreiben wollen. Ganz ohne Tore. Geil. Bzw.: Gähn
62.
Barnetta für Boateng. Justin Timberlake für 2Pac also. Es ist so beliebig wie im CD-Wechsler eines sechzehnjährigen Mädchens.
77.
Aubameyang macht das 1:0. Das nur am Rande. Denn was dann geschieht, wird in die Geschichte des Peinlichberührtseins eingehen: Der Torschütze und sein Freund Reus verkleiden sich beim Jubel als Batman. Und wir sind so schockiert, dass wir nicht mal mehr sagen können:
Jetzt kann Schalke nur noch ein Joker helfen.
79.
Und während sich Roberto di Matteo noch einen Zusammenschnitt aller Batman-Teile ansieht, um die BVB-Taktik zu entschlüsseln, fällt hier das 2:0. Mickey. Verzichtet zum Glück darauf, sich als Maus zu verkleiden.
87.
Superzeitlupen, die betroffen machen: Ciro Immobile wird beim High-Five auf der BVB-Bank gemieden. Die Deutschen sind so kalt.
89.
Schlimme zweite Halbzeit für Schalke jedenfalls. Oder wie Clemens Tönnies sie nennt: »Schweinehälfte«.
17:28 Uhr
Derweil Szenen wie von einer BVB-Weihnachts-DVD, die Norbert Dickel seinen Lieben zusammengeschnitten hat: Kloppo grinst mit mehr Zähnen als ganz Gelsenkirchen zusammen, Großkreutz versucht zu tanzen, alle haben sich wieder lieb. Was noch niemand ahnt: Es steht in Wahrheit 0:0, wie Leser Stephan Wurz uns soeben mitteilt. Was plant Marco Reus wirklich? Wir wissen es nicht. Wie so vieles andere. Gute Nacht, liebe Fans.
